Ursachen
Im Spanischen Bürgerkrieg trafen die ‚zwei Spanien‘ aufeinander, die sich im Lauf der spanischen Geschichte herausgebildet hatten. Im Vergleich zu Mitteleuropa hinkte der Modernisierungsprozess von Staat und Gesellschaft deutlich hinterher. Die ungleichzeitigen Entwicklungen der verschiedenen ökonomischen und gesellschaftlichen Bereiche führte zu Spannungen und Konflikten, die sich schliesslich im Bürgerkrieg entluden. Mehrere Linien lassen sich verfolgen.
Erstens die Auseinandersetzung zwischen Rechts und Links, die im Kern ein sozialökonomischer Konflikt zwischen landlosen Bauern und Großgrundbesitzern um die Bodenfrage war, überlagert von ideologischen Auseinandersetzungen.
Zweitens der Konflikt zwischen Zentralstaat und den Regionen, der letztlich eine Auseinandersetzung zwischen der aufstrebenden Bourgeoisie in den kapitalistischen Zentren Katalonien und Baskenland und der alten Klasse in Madrid war, überlagert durch jahrhundertealte kulturelle Unterdrückung der Regionen.
Drittens das Verhältnis zwischen Staat und bewaffneter Macht, in dem sich die Armee über lange Zeit hinweg als Schiedsrichter verstand.
Viertens das Verhältnis zwischen Staat und Kirche, in dem die Kirche ihren bisherigen Status als Integrations- und Stabilisierungsfaktor beim Proletariat verlor.
Im Lager der Republik trafen sich deshalb heterogene Gruppen mit teilweise unterschiedlichen Interessen, während die Rechte homogener zusammengesetzt war, rechts, zentralistisch, autoritär.
Die Verteidiger der Republik:
- Die Anarchisten als Vertreter des Landproletariats und teilweise des industriellen Proletariats
- Die Kommunisten, anfangs eine zahlenmässig eher unbedeutende Gruppierung, deren Einfluss aber durch ihre Disziplin und die Unterstützung der UdSSR währende des Krieges sprunghaft anstieg
- Die POUM, von den Kommunisten wegen ihrer trotzkistischen Ausrichtung vehement bekämpft
- Die republikanische Bourgeoisie, mit ihren antizentralistischen Interessen und ihren antagonistischen Widersprüchen zu den übrigen Gruppierungen.
Aufarbeitung
Über Jahrzehnte hinweg war der Bürgerkrieg und seine Folgen ein Tabuthema im offiziellen Spanien. Dieses Phänomen hängt sicher mit der Art und Weise des Übergangs von der Diktatur zur Demokratie, der transición zusammen. Noch zum 50. Jahrestags des Ausbruchs 1986 meinte der damalige Ministerpräsident González (PSOE), der Bürgerkrieg sei kein Ereignis, dessen man gedenken sollte, auch wenn er für die, die ihn erlebten und erlitten, eine entscheidende Episode in ihrem Leben darstellte.
Erst Mitte der 90iger begann sich das Blatt zu wenden. Am 26. Januar 1996 beschloss das spanische Parlament einmütig, den Interbrigadisten die spanische Staatsbürgerschaft anzubieten. 2000 machte sich der Journalist Emilio Silva auf die Suche nach den sterblichen Überresten seines im Bürgerkrieg verschollenen Grossvaters und brachte damit eine Lawine ins Rollen. Die Öffnung eines Massengrabes in der Nähe von Léon hatte Signalwirkung und zog eine Reihe von Initiativen nach sich, die den Bürgerkrieg und die dabei Verschwundenen thematisierten. Interessant dazu die Webseite der Asociación de la recuperacion de la memoria historica.
Inzwischen findet die Thematik auch Eingang in Kunst und Kultur. Ein Beispiel aus der letzten Zeit ist der Film Salvador, der das Leben von Salvador Puig Antich erzählt, der 1974 als letzter Politischer Gefangener Francos durch die Garotte zu Tode gebracht wurde. In Barcelona habe ich auch einige Ausstellungen zum Thema Bürgerkrieg besucht, so 2004 eine Ausstellung über Exil und Exilliteratur oder 2003 eine Fotoausstellung mit Bildern aus dem Bürgerkrieg.
2006, zum 70. Jahrestag, dann das ley de la memoria histórica, das angekündigt wird, als wir gerade in Barcelona sind. 2008 nimmt nun, wie der Spiegel berichtet, auch die spanische Justiz sich der Sache an.
Insgesamt kann man den Kampf der Erinnerungen in dem gleichnamigen Buch von Walther L. Bernecker und Sören Brinkmann nachlesen.
Internetseiten zum Thema: