Neben dem Kalten Krieg haben die Linken damals auch den Krieg der Begriffe verloren. Fortschritt zum Beispiel ist aus dem gesellschaftlichen Diskurs fast ganz verschwunden und findet heute eher als Innovation in der Welt der Technik statt. Dietmar Dath und Barbara Kirchner machen sich in Der Implex: Sozialer Fortschritt: Geschichte und Idee daran, zu erforschen, wie heute sozialer Fortschritt hergestellt werden kann. Dazu untersuchen sie politische Auseinandersetzungen, Philosophie-, Kunst- und Kulturgeschichte auf das Fortschrittspotential, das in ihnen steckt. Dabei ist die These, dass in jeder Situation und damit auch in jeder Niederlage die Erkenntnis zur Überwindung, zum Fortschritt implizit vorhanden ist. Es kommt nur darauf an, diesen Implex zu heben. Dazu müssen Denkschemata überwunden werden und Gewissheiten auf den Prüfstand gestellt. Das Buch ist reich an Beispielen dafür und räumt mit manchen gängigen Thesen auf. Dabei werden linke Ansätze nicht geschont, aber der Hauptangriff richtet sich gegen die gegenwärtige Gesellschaftsordnung und ihre neoliberalen Vordenker.
Die Fülle des Materials fordert, kein Buch zum schnellen Querlesen. Vielleicht das geeignete Material zur Gestaltung eines Zirkels, so wie man sie früher durchführte, als der Glaube an den Fortschritt noch von der Existenz des sozialistischen Lagers getragen wurde.