Vor einigen Jahren ging der Fall von Enric Marco durch die spanische Presse. Jahrelang hatte sich Marco als Verfolgter des Naziregimes ausgegeben, behauptet, Insasse des KZ Flossenbürg gewesen zu sein. Damit schaffte er es bis zum Vorsitzenden der Vereinigung der ehemaligen Insassen von deutschen Konzentrationslagern in Spanien bis schliesslich herauskam, dass alles schlicht erlogen war. Javier Cercas hat sich dieser Geschichte nun in seinem neuesten Buch El Impostor angenommen und beschreibt seine Begegnung mit Enric Marco und dessen Leben. Das Buch ist vielschchtig, erzählt wird nicht nur der Fall Marco, Cercas setzt sich auch dabei mit seiner eigenen Rolle auseinander. Ist nicht jeder Erzähler automatisch ein Impostor, ein Betrüger, weil er Geschichten erfindet? Wie verhält man sich gegenüber einem Menschen wie Marco? Hilft man ihm zu weiterem, wenn auch zweifelhaftem Ruhm, indem man seine Geschichte thematisiert?
Weite Teile des Buches sind Beschreibungen, wie und unter welchen Umständes es entstanden ist, und wie es sich auf Cercas selbst auswirkt. Gerade diese Mischung zwischen Reportage und Reflexion machen das Buch, wie auch schon Anatomía de un instante, in dem Cercas die selbe Technk anwendet, sehr interessant.