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1-O 11-O so wird hier der 1. Oktober, der Tag des -von der Zentralregierung verbotenen- Referendums über die Unabhängigkeit Kataloniens abgekürzt. Schon Tage zuvor ein Katz und Maus Spiel, die Regierung versucht mit aller Macht die Abstimmung zu verhindern, ein grosses Polizeiaufgebot wird nach Katalonien verlegt, man durchsucht Häuser und Firmen, um Wahlurnen zu finden. Den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern wird Strafverfolgung angedroht, wenn sie die Schulen als Wahllokale zur Verfügung stellen.
Auf der anderen Seite Zuversicht und auch ein Stück Gelassenheit, es gibt keine grossen Proteste, scheinbar auch keine Organisation, aber dennoch wissen alle Leute, mit denen wir uns unterhalten, wo sie wählen gehen sollen, obwohl es kein offizielles Wahlverzeichnis gibt und auch, was sie tun sollen, um die Durchführung des Referendums zu einem Erfolg zu machen.
Am Abend zuvor bereits werden die Schulen, die als Wahllokal dienen sollen besetzt, die Eltern veranstalten ‚Schulfeste‘ und bleiben anschliessend einfach da. Das ist schon beeindruckend, wen man sich das so ansieht.
Am Tag selbst lange Schlangen vor den Lokalen und die unbedingte Bereitschaft, diese auch gegen versuchte Schliessungen zu verteidigen. In Banyoles selbst bleibt es ruhig, aber in anderen Städten und vor allem in Barcelona spielen sich schreckliche Szenen ab. Die Guardia Civil geht mit ziemlicher Brutalität vor.

Das ist schockierend, wenn man die Bilder im Fernsehen verfolgt, aber auch aufrüttelnd. Menschen, die eigentlich nicht zur Abstimmung gehen wollten, entscheiden sich spontan, doch noch zu votieren, auch wenn sie mit Nein stimmen.
Wie ist es nun ausgegangen? So haben es sich wohl beide Seiten nicht vorgestellt. Die Zentralregierung steht einige Tage am Pranger der europäischen Presse, die das Vorgehen der Guardia Civil ziemlich einhellig verurteilen. Die Independentistas haben wohl einen Pyrrhussieg errungen. Das Ergebnis ist klar, mit über 90% stimmen die Menschen für die Unabhängigkeit, auch die Wahlbeteiligung von etwa 42% kann sich angesichts der Umstände sehen lassen. Aber in der Sache ist nichts herausgekommen, die Fronten haben sich nur verhärtet.

Hier in der Presse wird für die Auseinandersetzung oft das Bild aufeinander zufahrender Züge verwendet. Die haben nach dieser Kollision noch einmal Fahr aufgenommen.

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