David Jiménez war lange Jahre Auslandskorrespondent und schrieb für viele namhafte Zeitungen. Im April 2015 wurde er überraschend zum Chefredakteur der spanischen Zeitung El Mundo berufen., einer konservativen Zeitung, vergleichbar etwa der Welt in der Bundesrepublik. Ein Jahr später war das Abenteuer vorbei. Was er in diesem Jahr erlebt hat, erzählt er in seinem Buch El Director.
Er berichtet über den anfangs subtilen und später direkten Druck, der von den Eigentümern der Zeitung auf die Überschriften und Leitartikel ausgeübt wird. Und auch darüber, wie die wirkliche Macht, die Wirtschafts- und Unternehmenseliten, versuchen, den Neuankömmling zu umarmen. Er erzählt von vergifteten Angeboten von IBEX-Topmanagern, die ihn fragen, ob er Hilfe braucht – und darauf bestehen, wenn er sagt, dass er keine braucht – und Anrufe von Präsidenten von Fussbalklubs, die sich darüber ärgern, wie über sie und ihre Mannschaften berichtet wird.
Auf 295 Seiten beschreibt Jiménez die zähflüssige Atmosphäre einer in Madrid ansässigen politischen und geschäftlichen Elite, die um die Aufrechterhaltung ihrer Privilegien in einem Land kämpft, das den Wandel bedroht, in dem nichts mehr solide erscheint und das sogar den König nach jahrzehntelangem Überprotektion durch die Presse abdanken sah. „Wirtschaftliche Macht schützte die politische Macht. Politische Macht schützte die wirtschaftliche Macht. Die Presse hat beide geschützt“, das ist das Fazit, das Jiménez zieht.
David Jiménez ist kein Linker, gerade deshalb erntete sein Buch in Spanien viel Widerspruch von Rechts, weil man sich von Einem der Ihren verraten fühlte. Umso glaubhafter, das was er schreibt.