Leon Padura ist einer der bekanntesten Autoren Kubas. Hierzulande kennt man ihn eigentlich als Krimi Autor, doch Como polvo en el viento ist kein Kriminalroman, auch wenn im Mittelpunkt der Geschichte ein Toter und ein Geheimnis steht.
Die Story umfasst die 26 Jahre zwischen Anfang 1990, als in Kuba die große Krise durch den Sturz des sozialistischen Lagers, die so genannte Sonderperiode, begann, und 2016, dem Jahr, in dem der damalige US-Präsident Barack Obama auf die Insel reiste. Was in dieser Zeitspanne mit einer Gruppe von Freunden namens El Clan passiert, die zum Teil emigrieren und zum Teil in Kuba bleiben, ist das Thema von Como polvo en el viento.
Alles beginnt, als Adela, eine junge New Yorkerin kubanischer Abstammung und die Partnerin von Marcos, einem jungen Mann aus Havanna, der vor kurzem in den Vereinigten Staaten angekommen ist, einen Anruf von ihrer Mutter Loreta erhält. Ein Foto des Clans, das eines seiner Mitglieder auf Facebook postet, setzt eine ganze Maschinerie in Gang, die dazu führt, dass die Geheimnisse und Lügen, die zwischen den Mitgliedern dieses Freundeskreises bestehen, zerfetzt werden.
Como polvo en el viento ist die Geschichte einer Gruppe von Freund*innen, die ein Schicksal von Exil und Zerstreuung überlebt haben, in Barcelona, in New York, in Madrid, in Puerto Rico, in Buenos Aires. Was hat das Leben mit ihnen gemacht, die sich so sehr verbunden waren? Was ist aus denen geworden, die gegangen sind, und aus denen, die sich entschieden haben zu bleiben? Wie hat die Zeit sie verändert?
Padura selbst äussert sich dazu in einem Interview: “Aus verschiedenen Gründen haben viele Menschen beschlossen, in Kuba zu bleiben, eingesperrt in ihrem Schneckenhaus, wie die Figur der Clara. Und wir müssen sowohl die Gründe respektieren, die jemand hatte, um ins Exil zu gehen, als auch die Gründe, die andere haben, um zu bleiben“.
Im Trauma der Diaspora und der Auflösung von Bindungen ist dieser Roman eine Hymne an die Freundschaft, an die unsichtbaren und mächtigen Fäden der Liebe und alten Loyalitäten.
Aber es ist auch ein Roman über Kuba. In einem anderen Interview sagt Padura: Ich glaube, dass die Heimat der Ort ist, mit dem man sich sentimental, spirituell, kulturell identifiziert. Es gibt keinen Ersatz, denn diese Identifikation ist dauerhaft, sie macht Sie zu dem, was Sie sind. Man kann ein Kosmopolit sein, eine sehr universelle Sicht der Welt haben und überall leben, aber man gehört einem Ort an. Wenn man mich fragt, warum Sie noch nicht abgereist sind, warum Sie in Kuba bleiben, antworte ich, dass ich bleibe, weil es für mich sehr schwierig wäre, etwas anderes als ein kubanischer Schriftsteller zu sein.“
Ein vielschichtiger Roman,