Jorge Luis Borges gilt als einer der bedeutendsten spanischsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein Stil zeichnet sich dadurch aus, dass er Realität und Phantasie in seinen Geschichten permanent miteinander vermischt und so für die Leserin eine dritte Ebene der Wahrnehmung erzeugt. Dies kann man in Cuentos completos nachvollziehen, das alle seine Geschichten enthält.
Obwohl ich sehr viel spanischsprachige Autor*innen lese, ist Borges bisher an mir vorüber gegangen. Und Cuentos completos (Alle Geschichten) erschien mir als passender Einstieg. Aber vielleicht war das nicht die richtige Wahl. Sammelbände dieser Art vereinen ja immer Dinge unterschiedlicher Qualität. So auch hier. Da liest man dann doch schnell über das eine oder das andere hinweg. Gerade habe ich irgendwo gelesen, ein gutes Buch besteht zur Hälfte aus dem Beitrag des Autoren und zur anderen Hälfte aus dem des Lesenden. Bei Borges habe ich nur die eine Hälfte erfahren.