Heute ein Besuch bei Pilar, der 80 jährigen Mutter einer Freundin, die uns ihr beeindruckendes Haus zeigt. Ausserdem macht sie Ratafia, einen Kräuterschnaps aus 47 Kräutern, die sie alle in- und auswendig kennt, wie sie sagt. Leider werden diese Kenntnisse mit ihr ins Grab sinken, da ihre zwei Töchter ihre Kenntnisse nicht geeerbt haben.
Auf dem Rückweg erzählt uns Ana ein wenig über ihre Familie in der Zeit des Franco-Faschismus. Viele ihrer Verwandten waren in Konzentrationslagern und Gefängnissen. Ihr Vater, dessen vier Geschwister, die Grossmutter. Eine ihrer Tanten ist Maria Domenech i Perich, nach der auch eine Strasse in Banyoles benannt ist. Maria war eine der ersten weiblichen Abgeordneten in Catalunya und wanderte, nachdem das Todsurteil an ihr nicht vollstreckt wurde, für mehrere Jahre in Gefängnis. Danach arbeitete sie in Barcelona in verschiedenen Hilfsorganisationen Die beiden Schwestern gingen ins Exil und kehrten nicht mehr nach Banyoles zurück. Der Vater lebte mit seiner Familie in Banyoles und Ana erzählt, dass in der Franco-Zeit die Leute mit den Fingern auf sie zeigten, weil sie die Tochter eines Roten sei. Alltägliche Schicksale, die uns erspart geblieben sind. Wie sagt Bert Brecht in seinem Gedicht an die Nachgeborenen:
Es ist wahr: ich verdiene noch meinen Unterhalt.
Aber glaubt mir: das ist nur ein Zufall. Nichts
Von dem, was ich tue, berechtigt mich dazu, mich sattzuessen.
Zufällig bin ich verschont. (Wenn mein Glück aussetzt, bin ich verloren.)
Mehr über das Schicksal der Familie Domenech i Perich in diesem katalanischen Dokument