Seit langer Zeit nicht mehr so einen Science Fiction gelesen, der mich so fasziniert hat. Daemon ist der erste Teil einer Trilogie von Daniel Suarez, die den Zustand unserer Gesellschaft auslotet und die Abhängigkeiten, in die sich diese begeben hat auf drastische Art vor Augen führt. Suarez demonstriert eindrücklich, wie die fast allumfassende Vernetzung des Wirtschaftskreislaufs diesen extrem verwundbar macht, aber auch von wem dieses Wirtschaftssystem gesteuert wird und wer davon selbst in der krisenhaftesten Zuspitzung noch profitiert.
Suarez stellt in Daemon zunächst zwei Gruppierungen gegenüber, die sich erbittert bekämpfen, ein ausgeflippter Spieleentwickler, der mit Hilfe aller möglichen technologischen Gadgets die freie Welt bekämpft und die Guten, die die freie Welt retten wollen. Dieses Schwarz-Weiss Schema wird aber bald durchbrochen und irgendwann weiss man nicht mehr, wer eigentlich die Guten sein sollen. Suarez verwischt dabei auch gekonnt die Grenzen zwischen der realen Welt und Online-Games, und so ist es überhaupt nicht verblüffend, dass die reale Welt offensichtlich nach den Regeln eines Computerspiels funktioniert.
Was den Roman so faszinierend macht, ist, dass sowohl die gesellschaftliche Dimension als auch die Technologien, die hier beschrieben werden, nicht einfach erfunden und ausgedacht sind, sondern auf dem Hier und Jetzt basieren. Erschreckend realistisch das Ganze, wie Suarez in einem Interview auch noch einmal deutlich macht.