Auch wenn man bereits massenhaft Sekundärliteratur zu Karl Marx gelesen hat, vermittelt Dietmar Dath auf 100 Seiten doch noch neue Einblicke in die Herangehensweise und die wichtigsten Erkenntnisse von Karl Marx. Er beginnt mit einer Beschreibung von heisser und kalter Wut. Heisse Wut ist (Position 201 Kindle Ausgabe)
Erregung, die zwar die Quelle des Übels erkennt, das sie reizt, aber nicht weiter denken kann als bis zum unmittelbaren Gegenschlag..
Kalte Wut dagegen ist (Position 224 Kindle Ausgabe)
der Zustand der Unzufriedenheit über Leiden und ausbleibendes Vergnügen, der zum kühlen, auf langfristigen Erfolg angelegten Plan aushärtet, statt sich in spontanen Eruptionen zu verausgaben.
Diesen auf langfristigen Erfolg ausgelegten Plan kann man nachvollziehen, wenn man den Gedankengängen von Marx folgt und so lernt, den Kapitalismus zu verstehen. Dabei ist Verständnis (position 234 Kindle Ausgabe)
nicht versöhnlich gemeint (…). Im Gegenteil, so lerne ich später, sind es oft die allerunversöhnlichsten Gegnerinnen und Gegner eines Missstandes, die sich ums Verständnis der Situation, ihre logische Zergliederung und historische Erklärung die allergrößten Verdienste erwerben, weil kalte, aber große Wut ihnen die Kraft dazu verleiht
Der Kapitalismus, den Marx analysiert ist historisch ja auch dadurch gezeichnet, dass er durch die Ausbeutung von Menschen soviel Reichtum produziert, dass die Abschaffung dieser Ausbeutung auf die Tagesordnung gesetzt werden kann
Dass diese Tagesordnung nicht abgerufen wird, daran arbeiten viele Leute in den Bereichen Politik, Medien und Kultur. Eine gute Idee, aber utopisch (=nicht machbar), weil der Mensch im Grund ein egoistisches Wesen ist, auf seinen Vorteil bedacht. Gesellschaftliche, historische Verhältnisse werden zu ewig dauernden Zuständen umgedeutet.
Das kleine Buch von Dietmar Dath ist hierzu ein interessantes Gegengewicht.