Hasta la victoria siempre

fidelMit dem Tod von Fidel Castro ist nun das 20 Jahrhundert endgültig zu Ende gegangen. Ein kurzes Jahrhundert, das eigentlich von 1917 bis 1989 dauerte und geprägt war von einer tiefgehenden Veränderung der Welt und der Zustände dort. Ich bin in diesem Jahrhundert aufgewachsen und habe es bewusst seit der Nachkriegszeit (ein Wort, das glücklicherweise in Deutschland nur Menschen verstehen, die vor 1960 geboren sind) miterlebt. Ein Jahrhundert voller Hoffnungen und Kämpfe für eine bessere Welt und der schmerzlichen Niederlagen und Eingeständnisse der begangenen Fehler und Irrtümer.
Dieses Jahrhundert kristallisiert sich für mich in vier Personen.

Es begann mit Lenin und der Oktoberrevolution, die zum ersten mal dem Kapitalismus Schranken setzte und die Grundlagen schuf, dass sich in anderen Teilen der Welt Befreiungsbewegungen und Revolutionäre behaupten und durchsetzen konnten.

Dann kam Ho Chi Min und der Vietcong, der die imperialistische Grossmacht besiegte und in der ersten Welt eine Solidaritätsbewegung auslöste, die das Bewusstsein einer ganzen Generation determinierte.

Parallel dazu Fidel Castro und die kubanische Revolution, die ebenfalls der Grossmacht widerstand und die Entwicklung nicht nur in Lateinamerika, sondern auch in Afrika beeinflusste.

Und schliesslich Nelson Mandela und der ANC als Symbol für die Befreiung Afrikas und eines neuen Weges des Umgangs mit dem ehemaligen Gegner.

Diese vier Personen und Bewegungen waren Ausdruck sich verändernder Kräfteverhältnisse in der Welt und viele von uns dachten, es würde nun weiter in diese Richtung gehen, dann kam 1989 und der Fall der Sowjetunion. Man mag zu den Entwicklungen im realen Sozialismus stehen wie man will, aber  dass sich die Welt durch  den Fall des sozialistischen Lagers für die Mehrheit der Menschen verbessert habe, dafür wird man schwerlich Belege finden.

Ich war 1989 in Cuba und habe Fidel Castro bei einer seiner Reden miterlebt. Seitdem weiss ich, was Charisma ist (off the records: gestern in einem Beitrag als Begründung für die Rückkehr von Martin Schulz nach Berlin gehört, dieser Mann habe Charisma, ROFL). Der Anlass war ein eher trauriger, die Ankunft eines Weizenschiffes, zur Versorgung der Bevölkerung. Die Betonung liegt dabei nicht auf Weizenschiff, sondern auf EINES und war Ausdruck einer langen Durstperiode, in der das herrschende System scheinbar schrankenlos triumphierte, das Ende der Geschichte ausgerufen wurde und Cuba eine kleine Insel der Hoffnung war, aber auch der Furcht, wie lange sie sich noch halten würde. Diese Furcht wird jetzt mit dem Tod von Fidel Castro wieder aufleben und vielleicht ist sie begründet.

Aber die Geschichte ist unser, es sind die Völker, die sie machen. Hasta siempre, comandante.