Vertrauen ist ein Begriff, der einem im sozialen Situationen oft begegnet, eigentlich immer wertbesetzt. Oft wird man in diesen Zeiten für einen Naivling gehalten, wenn man einer Person oder einer Sache Vertrauen entgegenbringt und selbst Leute, die nicht wissen, wie man Lenin schreibt und auch sonst nichts mit ihm am Hut haben, zitieren seinen Satz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, sobald die Sprache darauf kommt. Dass dieses Zitat in den Werken von Lenin nirgends zu finden ist, macht die Sache auch nicht besser. Vertrauen wird mehr und mehr in unserem neoliberalen Sprachgebrauch zu einem negativ besezten Begriff, zu einer Haltung, die einem eher schadet als nutzt.
Dabei ist Vertrauen sowohl in Personen als auch in Systeme unabdingbar für das Funktionieren der menschlichen Gesellschaft, wie Niklas Luhmann in seinem Buch überzeugend darlegt. Ohne Vertrauen wäre menschliches Zusammenleben nicht möglich, die Komplexität der möglichen Verhaltensweisen eines Menschen oder eines Systems würde unseren Verstand überstrapazieren. Wenn ich in ein Taxi steige, setzte ich mich potentiell einer Gefahr aus, die mich durchaus an Leib und Leben bedrohen kann. Das Risiko ist beträchtlich, aber unwahrscheinlich. Indem ich dem Taxifahrer und den anderen Verkehrsbeteiligten ‚vertraue‘ reduziere ich die Vielzahl der Möglichkeiten (Komplexität), die passieren können auf eine: ich werde gut ankommen. Die Reduktion der Komplexität, ist die eigentliche soziale Funktion des Vertrauens.
Luhmann-Texte sind nicht einfach zu lesen und davon macht auch dieses Buch keine Ausnahme. Aber der Erkenntnisgewinn lohnt die Mühe.