In Homo Deus: Eine Geschichte von morgen macht sich Yuval Noah Harari Gedanken welche Stellung der Mensch angesichts der rasanten Entwicklung der Wissenschaftlich-Technischen Revolution in Zukunft einnehmen wird. Wie wird sich der gegenwärtige Mensch, der Homo Sapiens dabei verändern? Das ist die zentrale Frage dieses Buches. Dieses gliedert sich dabei in drei Teile.
Was macht den Homo Sapiens so besonders?
Was unterscheidet den Homo Sapiens von allen anderen Arten, die auf der Erde existiert haben oder existieren und woraus hat sich dessen Vormachtstellung entwickelt. Harari sieht den entscheidenden Vorteil darin, dass Menschen über Familienbeziehungen und persönliche Bekanntschaft hinaus kooperieren können. Dies erst ermöglichte die rasante Entwicklung der menschlichen Gesellschaft. Harari führt dafür zahlreiche Beispiele und Belege an, die nebenbei bemerkt, auch unsere herrschende Ideologie des Individualismus in Frage stellen.
Wie sieht die gegenwärtige Welt aus?
Ausgehend von den Schlussfolgerungen des ersten Teils widmet sich Harari einer Betrachtung der Welt, die sich der Homo Sapiens geschaffen hat, in der sich alles um ihn dreht. Dies gipfelt in der Philosophie des Humanismus, wie Harari es bezeichnet. Diese hat Gott als Lenker ersetzt und definiert sich den Menschen als Quell allen Sinns. Basierend auf dieser Philosophie sind drei grossen Probleme der Menschheit, Hunger, Krieg, Krankheit prinzipiell gelöst. Nun setzt sich der Mensch, so Harari, neue Ziele. Er strebt nach globalem Glück, Unsterblichkeit und schliesslich Allmacht. Diese Zielsetzung birgt enorme Gefahren.
Am Beginn dieses Buches stand die Prophezeiung, dass die Menschen im 21. Jahrhundert versuchen werden, Unsterblichkeit, Glück und Göttlichkeit zu erlangen. Diese Prognose ist nicht besonders originell oder weitblickend, sondern spiegelt schlicht und einfach die traditionellen Ideale des liberalen Humanismus wider. Da der Humanismus das Leben, die Gefühle und die Wünsche der Menschen schon lange heiliggesprochen hat, überrascht es nicht wirklich, dass eine humanistische Zivilisation die Dauer eines Menschenlebens, das menschliche Glück und die Macht der Menschen maximieren möchte. Der dritte und abschließende Teil des Buches wird freilich die These vertreten, dass der Versuch, diesen humanistischen Traum zu verwirklichen, gerade dessen Grundlagen ins Wanken bringen wird, indem er neue posthumanistische Technologien entfesselt.“
(4920-4926 Kindle Version des Buches)
Was bringt die Zukunft?
Die Entwicklung die der Homo Sapiens in Gang gesetzt hat, um diese Ziele zu erreichen, wird dazu führen, dass er sich selbst überflüssig macht, dass eine neue Entwicklungsstufe, der Homo Deus, entsteht.
Die neuen Projekte des 21. Jahrhunderts – das Streben nach Unsterblichkeit, Glück und Göttlichkeit – hoffen ebenfalls darauf, der gesamten Menschheit zu dienen. Doch weil diese Projekte darauf ausgerichtet sind, die Norm zu überwinden, statt sie zu sichern, könnten sie durchaus zur Entstehung einer neuen Kaste von Übermenschen führen, die ihre liberalen Wurzeln kappen und normale Menschen nicht viel besser behandeln wird als die Europäer des 19. Jahrhunderts die Afrikaner.“
(6227-6230 Kindle Version des Buches)
Die Philosophie des Homo Deus ist der Dataismus, demzufolge das Universum aus Datenströmen besteht und der Wert jeden Wesens sich nach dem Beitrag zur Datenverarbeitung bemisst. Dies gipfelt laut Harari in folgendem:
Wenn die Welt tatsächlich ein einziges Datenverarbeitungssystem ist, was ist dann ihr Output? Dataisten würden behaupten, dass es die Schaffung eines neuen und noch effizienteren Datenverarbeitungssystems ist, das man als das «Internet aller Dinge» bezeichnet. Sobald diese Mission erfüllt ist, wird Homo sapiens verschwinden.“
(6753-6756 Kindle Version des Buches)
Welche Schlussfolgerungen zieht Harari aus alldem?
Wenn wir in Monaten denken, sollten wir unser Augenmerk vermutlich auf unmittelbare Probleme wie die Wirren im Nahen Osten, die Flüchtlingskrise in Europa und die Abschwächung der chinesischen Wirtschaft richten. Wenn wir in Jahrzehnten denken, spielen der Klimawandel, die wachsende Ungleichheit und der Zusammenbruch des Arbeitsmarkts eine zentrale Rolle. Wenn wir aber das Leben im Großen und Ganzen in den Blick nehmen, werden alle anderen Probleme und Entwicklungen von drei miteinander verknüpften Prozessen überschattet:
1.Die Wissenschaft konvertiert zu einem allumfassenden Dogma, das behauptet, Organismen seien Algorithmen und Leben sei Datenverarbeitung.
2.Intelligenz koppelt sich vom Bewusstsein ab.
3.Nicht-bewusste, aber hochintelligente Algorithmen könnten uns schon bald besser kennen als wir uns selbst.“(7045-7052 Kindle Version des Buches)
Reichlich Stoff zum Nachdenken.