Entre Ítaca e Icaria ist die Dokumentation eines Gesprächs über die Ereignisse rund um die Unabhängigkeitsbemühungen der vergangenen Jahre in Katalonien. Xavier Domènech und Joan Tardá sind zwei Politiker der katalanischen Linken. Beide sassen in der vergangenen Wahlperiode im spanischen Kongress, Domènech für die En Comú Podem, dem katalanischen Ableger von Unidas Podemos, Tardà für die ERC.
Entre Ítaca e Icaria
Warum heisst das Buch Zwischen Ithaka und Ikaria? Beides sind Orte der Sehnsucht. Für Tardà und die ERC ist die Unabhängigkeit Kataloniens die Möglichkeit, von Null zu beginnen, eine vollkommen neue Gesellschaft aufzubauen, die die Unzulänglichkeiten Spaniens, des Franquistischen Erbes und der Monarchie abstreift und das Erbe der Zweiten Spanischen Republik antritt. Um diese bessere Gesellschaft zu erreichen, müsse man -wenn auch zeitweilig- ein Bündnis mit der katalanischen Bourgeoisie eingehen.
Dies hält Domènech für falsch. Er betrachtet das Engagement der katalanischen Eliten für die Unabhängigkeit als eine Reaktion auf die Tatsache, dass das Zentrum Madrid die Auswirkungen der Krise von 2011 (als Spanien enorme soziale Kürzungen durchsetze), auf die Peripherie -unter anderem auf Katalonien- abwälzte. Seiner Einschätzung nach deutet nichts darauf hin, dass sich die neoliberale Politik, die auch die gegenwärtige Regierung Kataloniens vertritt, in einem neuen Staat ändern würde.
Aber auch er teilt die Sehnsucht Tardàs nach einer anderen Gesellschaft. Nicht das Ziel trennt sie, sondern, die Frage, wie man dahin gelangt. Für Domènech und Unidas Podemos liegt der Schlüssel für die Lösung des Konflikts letzten Endes in einer Änderung der Spanischen Verfassung, die die Plurinationalität Spaniens anerkennen und manifestieren würde. Dieser Weg ist nicht weniger steinig, als der von Tardà eingeschlagene. Das kann man aus dieser Diskussion lernen: der Konflikt um Katalonien wird die spanische Politik über Jahre hinaus dominieren und beeinflussen.
Ein ausführliches Interview mit den beiden führte die Tageszeitung El Diario.