Nein zum Krieg

Nein zum Krieg

Gestern Abend ein kleines Abendessen mit einigen Freund*innen im Set. Das Set ist ein Lokal am See von Banyoles, wo wir uns gerade aufhalten. Die meisten der Teilnehmenden sind, wie auch wir, bei Banyoles Solidaria aktiv, alle im Rentenalter und mit dementsprechend Lebenserfahrung ausgestattet.

Mit uns am Tisch sitzt auch Greta. Greta heißt eigentlich Carme, sie war vor ihrer Pensionierung Lehrerin, eine gebildete Person, mit der man sich vorzüglich über Literatur unterhalten und über die Unabhängigkeitsbewegung in Katalonien streiten kann. ICH HABE ES SATT, so eröffnet sie unsere Unterhaltung. Carme hat das Trommelfeuer satt, das seit dem 24. Februar aus den Medien auf sie herunterprasselt. Sie hat die Diskussionen satt, ob Waffenlieferungen, die auch von Pedro Sánchez entsprechend der NATO Linie unterstützt werden, richtig seien oder falsch, ob sie helfen würden, den Krieg zu verkürzen oder zu verlängern. Ihre Sicht ist ganz klar, und sie wundert sich, dass es nicht alle Menschen so sehen. Mit einer Atommacht Krieg zu führen und zu versuchen, ihr eine militärische Niederlage beizufügen, kann nur in eine Katastrophe führen. Carme will nicht mehr diskutieren und abwägen. Sie zeigt uns auf ihrem Mobiltelefon das Plakat, das sie gemalt hat, und mit dem sie sich am Ende dieser Woche vor das Rathaus von Banyoles stellen will. NEIN ZUM KRIEG! SOS KLIMAKATASTROPHE! Das ist ihre Botschaft.

Am Tisch regt sich Zustimmung, aber auch leiser Zweifel. Ob das was nützt? Carme ist da ganz klar. Ich weiß, dass das eine individuelle Aktion ist und wahrscheinlich nicht viel Gehör finden wird. Aber vielleicht ist es ein Anfang. Greta Thunberg hat auch so angefangen. Carme wird es ein paar Wochen probieren, dann wird man sehen, was daraus geworden ist.

Wir reden auch darüber, wie die Situation in Deutschland aufgenommen wird. Wir haben den Eindruck, dass die mediale Macht, mit der man uns von der Notwendigkeit einer militärischen Lösung überzeugen will, noch einmal stärker ist als hier in Spanien. Und es gibt ein paar Unterschiede.

Die Front ist uns Deutschen rein geografisch ein paar Tausend km näher als den Spanier*innen. Und wir werden, gefühlt, seit 1945 von den Russen bedroht und den USA beschützt.
Der Antikommunismus, der in der BRD Staatsdoktrin war, ist ein hervorragender Anknüpfungspunkt, um in der gegenwärtigen Situation gut und böse zu verteilen. Russland ist in den meisten Köpfen immer noch die kommunistische Sowjetunion, das Reich des Bösen, das die westliche Freiheit bedroht. Schwer zu vermitteln, dass sich Russland nach dem Fall der Sowjetunion in eine kapitalistische Macht verwandelt hat, die nun wie andere kapitalistische Mächte ihren Herrschaftsbereich zu sichern und auszudehnen versucht. Die Vorgeschichte des aktuellen Krieges spielt keine Rolle.
Der Friedensbewegung, die in Deutschland ja sehr stark war, ist mit der jähen Wendung zur Kriegspartei, die die Führung der Grünen ihren Mitgliedern verordnet hat, ein wichtiger Pfeiler weggebrochen. Hinzu kommt, dass DIE LINKE sich in einer Krise befindet, von der man nicht weiß, ob sie diese überleben wird.
Insgesamt keine gute Ausgangslage, um gegen den Kriegskurs der NATO Protest zu entwickeln.

In Spanien ist zumindest im letzten Punkt die Lage ein bisschen anders. Unidas Podemos als Teil der Regierungskoalition und andere linke Kräfte wenden sich gegen den Kriegskurs und Waffenlieferungen, die auch die spanischen Sozialdemokraten befürworten. Das hat auch hier noch nicht zu Massenprotesten geführt. Aber Greta hat auch allein angefangen.