
Teuer! von Maurice Höfgen ist ein klar strukturiertes, gut verständliches Sachbuch, das aktuelle Preissteigerungen präzise als Preisschock analysiert und die gängigen Mythen über Inflation kritisch hinterfragt. Besonders stark ist der Blick auf soziale Ungleichheit: Höfgen zeigt überzeugend, wer profitiert und wer die Lasten trägt. Politische Handlungsmöglichkeiten werden praxisnah diskutiert, auch wenn manche Analysen eher argumentativ als datenbasiert sind. Das Buch richtet sich an politisch interessierte Leser*innen, die ökonomische Zusammenhänge verstehen und die gesellschaftlichen Folgen der Teuerung reflektieren wollen.
Die Teuerung als Schock
Maurice Höfgen beginnt mit der Feststellung, dass die aktuellen Preissteigerungen nicht nur als Inflation, sondern als Preisschock wahrgenommen werden sollten. Diese Unterscheidung ist zentral für das Verständnis der Ursachen und Auswirkungen der Teuerung. Der Begriff “Preisschock” hebt hervor, dass die Preissteigerungen nicht primär durch eine übermäßige Geldmengenausweitung, sondern durch externe Faktoren wie den Ukraine-Krieg und die Corona-Pandemie verursacht wurden.
Die Rolle der Zentralbanken und Zinspolitik
Höfgen kritisiert die Reaktionen der Zentralbanken auf die Teuerung, insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB), die seit Sommer 2022 die Zinsen erhöht hat, um die Inflation zu bekämpfen. Er argumentiert, dass diese Zinserhöhungen vor allem die Arbeiterklasse belasten, da sie zu höheren Kreditzinsen führen, Investitionen erschweren und den Staat unter Spardruck setzen. Höfgen stellt infrage, ob die Zentralbanken mit ihrer Zinspolitik die richtigen Instrumente haben, um die Ursachen der Teuerung zu bekämpfen.
Mythen über Inflation und ihre Ursachen
In diesem Abschnitt räumt Höfgen mit gängigen Mythen über Inflation auf. Er zeigt, dass Inflation nicht nur durch zu viel Geld im Umlauf verursacht wird, sondern auch durch externe Schocks, Angebotsengpässe und geopolitische Ereignisse. Höfgen kritisiert die vereinfachte Darstellung von Inflation in den Medien und die politische Debatte und fordert eine differenziertere Betrachtung der Ursachen.
Wer profitiert von der Teuerung?
Höfgen beleuchtet, dass nicht alle von der Teuerung gleichermaßen betroffen sind. Während die breite Bevölkerung unter steigenden Preisen leidet, profitieren bestimmte Akteure wie große Energieunternehmen und Vermögende von der Situation. Er kritisiert die ungleiche Verteilung der Lasten und fordert eine gerechtere Verteilung der Kosten der Teuerung.
Politisches Versagen und technokratische Entscheidungen
Höfgen analysiert das politische Versagen im Umgang mit der Teuerung. Er kritisiert die technokratische Haltung der Zentralbanken und die mangelnde Berücksichtigung sozialer Auswirkungen bei politischen Entscheidungen. Höfgen stellt fest, dass die politischen Eliten oft weit entfernt von den realen Problemen der Bevölkerung agieren und fordert eine stärkere Berücksichtigung sozialer Gerechtigkeit in der Wirtschaftspolitik.
Forderungen nach politischem Handeln
Abschließend fordert Höfgen konkrete politische Maßnahmen, um die negativen Auswirkungen der Teuerung abzumildern. Dazu gehören unter anderem Investitionen in erneuerbare Energien, eine gerechtere Steuerpolitik und Maßnahmen zur Bekämpfung von Energiearmut. Er betont, dass die Politik aktiv eingreifen muss, um die sozialen Folgen der Teuerung zu mildern und eine gerechtere Verteilung der Lasten zu erreichen.