Das Buch leistet zweierlei. Zum einen bietet es einen Einblick in verschiedene Details des spanischen Justizsystems, die sich durchaus von dem anderer Länder unterscheidet. So zum Beispiel die Existenz des Audiencia Nacional, eines Sondergerichts, das seine Wurzeln noch im Franquismus hat und ursprünglich zur Bekämpfung der ETA gebildet wurde. Hier wurden all die Urteile gefällt, die die letzten Jahre Spanien in Aufregung versetzt haben. Das waren meist sehr harte Urteile gegen Künstler (wegen Verunglimpfung des Königshauses), gegen Beteiligte an Kneipenschlägereien (Terrorismus) usw. Aber auch der Gürtel-Prozess wurde an diesem Gericht verhandelt. Dieses Urteil, das schliesslich zum Sturz der Rajoy-Regierung Anlass gab, lässt sich eigentlich nur als Betriebsunfall begreifen. Die PP hatte mehrere Male vorsorglich den Richter getauscht, um das Urteil zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Das ist möglich, weil die Richter in Spanien durch das Consejo General del Poder Judicial (CGPJ) ernannt werden, das wiederum unter dem Einfluss der jeweiligen Mehrheitspartei steht.
Zum anderen schildern und diskutieren die Autoren Joaquim Bosch und Ignacio Escolar die zahlreichen Ungereimtheiten und juristischen Fragwürdigkeiten der letzten Jahre, die das Vertrauen in die spanische Justiz in der Bevölkerung erschüttert haben.