Ein Jahr Krieg um die Ukraine

Ein Jahr Krieg um die Ukraine

Seit nunmehr einem Jahr tobt der Krieg um die Ukraine. Wenn man anfangs noch davon ausging, dass angesichts des vermuteten militärischen Ungleichgewichts zwischen Ukraine und Russland die Auseinandersetzungen schnell enden würden, hat sich inzwischen ein Stellungskrieg entwickelt, bei dem meiner Einschätzung nach nicht zu erwarten ist, dass er in absehbarer Zeit enden wird.

Die Angaben über die bisherige Zahl der Todesopfer schwankt je nach Quelle, aber man kann davon ausgehen, dass etwa 200.000 militärische Opfer und mindestens 7.000 Tote und 11.000 Verletzte auf ziviler Seite zu beklagen sind. Ebenso schwer überprüfbar ist die Zahl von knapp 19 Mio. Flüchtenden. Die energetische Infrastruktur der Ukraine ist wohl großflächig zerstört und je länger der Krieg dauert, umso mehr wird dies zunehmen. Selbst wenn die Ukraine in diesem Krieg als Siegerin hervor ginge, könnte man sagen, das Land ist am Arsch.

Nach Angaben des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel haben die USA der Ukraine etwa 73 Milliarden an Unterstützung geleistet oder zugesagt (davon etwa 44 Milliarden Militärhilfe). Für die EU und deren Staaten lauten die entsprechenden Zahlen etwa 55 Milliarden (davon etwa 16 Milliarden Militärhilfe). Das hört sich jetzt erst mal viel an, aber es ist fraglich, wie viel davon in der Ukraine bleibt, und wie viel davon schlicht der Ankurbelung der Rüstungsindustrie in den Geberländern dient.

Die Kosten für den Wiederaufbau des Landes sind momentan ebenso schwer zu schätzen. Ukrainische Quellen beziffern dem ZDF zufolge die Kosten auf 730 Milliarden. Woher dieses Geld kommen wird, ist momentan noch unklar. Gut, dass Zelensky wenigstens bereits jetzt ein Abkommen geschlossen hat, das vorsieht, dass BlackRock den zukünftigen Wiederaufbau koordinieren wird.

Neben den unmittelbaren Folgen, die die Menschen in der Ukraine treffen (und in ähnlicher Form auch die russische Bevölkerung) , hat der Krieg auch Auswirkungen auf die Menschen in anderen Ländern. Die Preissteigerung bei Energie und vor allen Dingen der Lebensmittel als mittelbare Folge des Krieges um die Ukraine trifft vor allem geringere und mittlere Einkommen. Die bellizistische Stimmung in den Leitmedien ist ungebrochen, man muss nicht mehr twittern, um Andersdenkende zu beschimpfen und zu verunglimpfen, man kann das jetzt auch bei Lanz im ZDF tun. Dieser Krieg hat zu einem Rechtsruck in der Politik und der veröffentlichen Meinung in Europa geführt, wir sind zurück in den sechziger Jahren und so wie es aussieht, werden wir auch einige Zeit dort bleiben.

Aber es gibt auch Positives zu berichten. Die Bundesregierung kommt endlich ihren Verpflichtungen nach, 2% des BIP in Rüstung zu investieren. Ein Anfang ist mit dem 100 Milliarden Wumms gemacht. Die Aktien der Rüstungsindustrie steigen, die US-amerikanischen Energiekonzerne können ihr Fracking-Gas endlich wieder vermarkten, nachdem dessen Aus 2021 schon besiegelt schien.
Man kann wirklich froh sein, dass die grünen Minister*innen, deren Partei noch 2020 strikt gegen Fracking waren, sich eines Besseren besonnen haben. Da kann man schon mal einen Diener machen, wenn es um die Interessen Deutschlands geht. Flexibel, wie sie sind, werden sie sich, nachdem wir Russland besiegt haben, sofort wieder dem Klimawandel zuwenden. Der muss ja einstweilen warten.