Rüstung und Krieg sind der grösste Klimakiller

Rüstung und Krieg sind der grösste Klimakiller

Noch auf der Klimakonferenz 2021 in Glasgow wollte Ursula von der Leyen alle Bemühungen bescheunigen, um das Ziel von Null Emissionen CO2 zu erreichen. Dann kam die Zeitenwende und das so dringende Thema verschwand hinter der Verteidigung unserer Werte. Dabei hat es an Aktualität noch gewonnen. Denn Rüstung und Krieg sind der grösste Klimakiller. Und wie der ukrainische Präsident Selenskyj in einer Botschaft an die Klimakonferenz im November 2022 sinngemäss sagt: Gerade angesichts der Umweltschäden, die der Krieg um die Ukraine verursacht ist das Thema dringender denn je, Es gibt keine erfolgreiche Klimapolitik ohne Friede auf Erden.

Die Situation

Nach einem kurzen Break durch die Pandemie ist die Emission von Treibhausgasen wieder angewachsen und der Krieg um die Ukraine lässt befürchten, dass die Ziele der Klimakonferenz von Glasgow, die von Kritiker*innen sowieso schon als zu gering erachtet wurden, nicht mehr zu erreichen sind.

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Quelle:Wikipedia

Die Emission von Treibhausgasen beläuft sich auf irgendetwas unter 50 Milliarden Tonnen, davon etwa 37 Milliarden Tonnen CO2.

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Quelle: Wikipedia

Wenn man den CO2 Ausstoss nach Sektoren betrachtet, siehr man, dass der größte Teil aus dem Verbrennen von fossilen Stoffen (Kohle, Gas, Erdöl) resultiert. Wenn wir das nicht stoppen, kann es sein, dass wir uns in nicht allzu ferner Zeit als Spezies von diesem Planeten verabschieden. Vielleicht schaffen wir es aber auch vorher durch Kriege. Das Ergebnis, wie die grundlegenden Ursachen sind die Gleichen.

Ein Jahr Krieg um die Ukraine

Neben dem enormen menschlichen Leid, das ein Jahr Krieg um die Ukraine verursacht hat, hat auch die Umwelt enorme Schäden erlitten. Greenpeace dokumentiert in einem Bericht etwa 900 Fälle schwerer Umweltschäden.Waldbrände nach Raketeneinschlägen (man spricht davon, dass etwa ein Drittel des Waldbestandes von Schäden betroffen sind), Ölteppiche im Schwarzen Meer, Giftgas aus havarierten Kraftwerken sind nur die Spitze des berüchtigten Eisberges.

Die Strategie Russlands zielt offensichtich auch darauf, die zivile Infrastruktur zu treffen. Dies führt dazu, dass etwa 10 Mio Ukrainer zeitweise ohne Strom und Heizung sind. Es ist den Menschen nicht zu verdenken, dass sie in dieser extremen Notsituation alles verbrennen, was Wärme verschafft, und alte Dieselgeneratoren anwerfen, um Strom zu erzeugen. Ein nicht funktionierendes Abfallsystem zwingt sie dazu, ihren Müll irgendwie zu entsorgen. Ein umweltfreundliches Verhalten ist unter diesen Umständen nicht zu erwarten.
Es gibt keine genauen Zahlen über die Auswirkungen der Kriegsfolgen, aber aus dem Irak-Krieg 1990 weiss man, dass etwa 2% der weltweiten Emissionen durch während des Krieges angezündete Ölfelder verursacht wurde.

Hinzu kommt die Verseuchung der Landschaft durch Kampfmittel, etwa Minenfelder, zurückgelassene Munition oder Blindgänger, die auch noch nach Jahren noch für Gefahren für Mensch und Umwelt sorgen werden. Man findet noch heute Munition aus dem ersten Weltkrieg und in der Ostsee vermutet man etwa 5.000 Tonnen Munition und Schiffswracks, die vor sich hin rosten.

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Quelle: Sipri https://youtu.be/n6SHCZcVgkg

Wie die obige Grafik des Stockholmer Instituts für Friedensforschung SIPRi zeigt, muss man bereits jetzt mit einem Austoss von etwa 1 Milliarde CO2 rechnen, die auf unmittelbare Kriegsfolgen zurückgehen.

Die Militärmaschinerie

Dabei sind die Zahlen für den Betrieb des Krieges wahrscheinlich nicht eingerechnet. Für den Irakkrieg 2003 weiss man, dass der Treibstofferbrauch für den Antransport etwa 49 Mio Tonnen CO2 verursacht haben, etwa genausoviel wie für Transporte auf dem Schlachtfeld.

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In ’normalen‘ Zeiten schätzt man. dass etwa 30.000 Starts pro Jahr von Ramstein stattfinden. Logisch, dass diese Zahl anwächst und auch in den Coleman Baracks in Mannheim beobachten Anwohner*innen verstärkte Aktivitäten.

Nimmt man dies alles zusammen, kann man konstatieren, dass -egal wie dieser Krieg ausgehen wird- die Menschen in der Ukraine aus Ruinen hervorkriechen werden, auf verseuchtem Boden Nahrungsmittel anbauen und unter Bedingungen ihre Existenz organisieren müssen, die nicht viel Spielraum für klimafreundliches Verhalten lässt.

Folgeschäden

Die Folgeschäden kann man überhaupt nicht abschätzen, aber sicher ist, dass auch für den Wiederaufbau jede Menge CO2 in die Atmosphäre geblasen werden wird. Dies wird verursacht werden durch die Produktion von etwa Zement für Gebäude oder dessen Transport, um nur ein Beispiel zu nennen.

Für Syrien hat man errechnet, dass allein für den Wiederaufbau von Aleppo und Homs etwa 1 Mio LKW Fahrten notwendig wären und 22 Mio Tonnen CO2 durch die Produktion des benötigten Zements entstehen würden.

Die Schäden begrenzen sich nicht nur auf die unmittelbaren Kriegsgebiete, sondern betreffen die gesamte Biosphäre. So hat man festgestellt, dass der bei den oben erwähnten Ölbränden von 1991 entstehende Russ sich auf tibetischen Gletschern ablagerte und dort Schmelzvorgänge auslöste, die wiederum Auswirkungen auf das Klima haben.

Ökozid

Man wundert sich fast, aber noch habe ich keine Nachrichten wahrgenommen, dass es Versuche gab, die Umwelt grossflächig direkt als Waffe zu verwenden, wie es etwa im Vietnamkrieg geschah, Dort wurde grossflächig Agent Orange versprüht, um durch die Entlaubung der Wälder dem Feind die Möglichkeit zu nehmen, diesen als Rückzugsgebiet zu nutzen. Im Irakkrieg 2003 wurde der Euphrat und Tigris vor den Grenzen Iraks gestaut und verursachte so eine extreme Wasserknappheit im Land. Auch all dies hat natürlich Folgen für das Klima.

Gefahren einer atomaren Katastrophe

In der Ukraine gibt es 6 Kernkraftwerke und mit Russland steht eine Atommacht auf dem Schlachtfeld, die immer wieder durchblicken lässt, dass sie den Einsatz von Atomwaffen nicht ausschliesst. Immer wieder auch hört man von Bellizist*innen, dass Putin zwar verrückt, aber nicht soooo verrückt sei. Hoffen wir, dass sie recht haben. Nicht ausschliessen kann man aber in einer solch angespannten Lage, dass es zu einer versehentlich ausgelösten Atomkonfrontation kommen könnte. Die Folgen will ich nicht beschreiben, sie entziehen sich meinem Vorstellungsvermögen.

Deutschland friert

Eine Folge des Krieges um die Ukraine war, dass die deutsche Regierung beschloss, auf Gaslieferungen aus Russland zukünftig zu verzichten. Langfristig soll noch entschiedener als bisher auf erneuerbare Energien gesetzt und Gas nur noch als Zwischenlösung genutzt werden. Mit dem neuen Deutschland Tempo sollen 9 Terminals für das Anlanden von verflüssigtem Gas (LNG) gebaut werden. Gas kommt zukünftig unter anderem aus den USA und Katar. Dafür wurden Lieferveträge von bis zu 15 Jahre abgeschlossen (als Antwort auf die Frage, wie lange eine Zwischenlösung anhält). Das Gas aus den USA wird dort vorrangig durch Fracking gewonnen. Viele Fachleute bezeichnen diese Methode als extrem umweltschädlich und in Deutschland ist sie (bisher) verboten. Die USA drangen lange darauf, dass Deutschland Fracking Gas aus den USA abnehmen sollte, aber bis vor dem Krieg erschien der deutschen Seite die Lieferung über Nordstream als die bessere Lösung.

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Das führte dazu, dass man sich in den USA noch im Juli 2021 darüber Gedanken machte, dass der Fracking Boom vorüber und viele, viele Arbeitsplätze gefährdet seien. Diese Sorgen muss man sich jetzt nicht mehr machen, zumal nachdem im September 2022 die Nordstream Pipeline durch einen Anschlag weitgehend ausser Funktion gesetzt wurde. Erste Vermutungen war, dass Russland der Täter sei.

Die Entscheidung für LNG hat nicht nur Auswirkungen auf Deutschland, sondern sorgt auch für Turbulenzen auf dem Weltmarkt. So sehen sich etwa Pakistan und Bangladesh gezwungen, von LNG auf Braunkohle umzusteigen, weil die Preise für LNG nicht mehr getragen werden können.

Die Welt hungert

Etwa 30% der Weizenexporte kommen aus der umkämpften Schwarzmeerregion, etwa 400 Mio Menschen sind von Lebensmittel aus der Ukraine abhängig.

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Die von 32 Mio auf 20 Mio Tonnen gesunkene Weizenproduktion, verbunden mit der zeitweiligen Ausfuhrblockadde und Spekulationen auf dem Weizenmarkt führen dazu, dass die bereits bestehende Hungerkrise sich weiter verschärft. Ich habe mal die künstliche Intelligenz bemüht und sie gefragt, welche Auswirkungen Hungersnöte auf den Klimawandel haben könnten:

Hungersnöte können auf verschiedene Weise Auswirkungen auf den Klimawandel haben:

  1. Landnutzung: Um den Bedarf an Nahrungsmitteln während einer Hungersnot zu decken, können Menschen gezwungen sein, zusätzliche Flächen für die Landwirtschaft zu nutzen. Dies kann zu einer verstärkten Rodung von Wäldern und anderen natürlichen Lebensräumen führen, was wiederum den Kohlenstoffgehalt in der Atmosphäre erhöht.
  2. Reduzierung von Treibhausgasemissionen: Auf der anderen Seite kann eine Hungersnot auch zu einer Verringerung von Treibhausgasemissionen führen, da der Transport und die Verarbeitung von Nahrungsmitteln reduziert werden und Menschen gezwungen sind, ihren Verbrauch von fossilen Brennstoffen zu reduzieren.
  3. Klimaflüchtlinge: Eine Hungersnot kann auch zu einer verstärkten Migration von Menschen führen, die aufgrund von Ernteausfällen und schlechten Lebensbedingungen gezwungen sind, ihre Heimatregionen zu verlassen. Dies kann zu einem erhöhten Druck auf andere Regionen führen, Ressourcen wie Wasser und Land zu teilen, was wiederum zu Konflikten und einem erhöhten Ausstoß von Treibhausgasen führen kann.

Insgesamt können Hungersnöte zu einem komplexen Zusammenspiel von Faktoren führen, die den Klimawandel beeinflussen können. Es ist wichtig, Maßnahmen zu ergreifen, um die Ursachen von Hungersnöten zu bekämpfen, wie zum Beispiel den Klimawandel selbst, um langfristige Lösungen zu finden, die sowohl den Menschen als auch dem Planeten zugutekommen.

Der Ton in Politik und Gesellschaft verändern sich

Im Jahr 2020 wurden 321 Milliarden Dollar für Klimaschutz ausgegeben, 1.800 Milliarden Dollar flossen in die Rüstung. War dies schon ein MIssverhältnis, so steht zu erwarten, dass sich die Rüstungsausgaben noch einmal erhöhen werden. Klimaverhandlungen, die angesichts des globalen Problems auch die Teilnahme von allen Akteuren erfordern würden, sind aufgrund der aktuellen Situation unterbrochen. Insgesamt verschiebt sich in Deutschöand der politische Diskurs. Die Verteidigung unserer Werte steht im Mittelpunkt. Dass dazu auch die Verantwortung für eine lebenswerte Umwelt gehört, hat man von Frau Baerbock und Herrn Habeck (um sie herauszugreifen) schon lange nicht mehr vernommen.

Militärausgaben und Treibhausausstoss

Das Geld, das für Rüstung ausgegeben wird, liegt nicht einfach auf der Bank, sondern wird für die Produktion von Waffen und Soldat*innen ausgegeben, die auf Stützpunkten stationiert sind und die von dort nach woandershin transportiert werden müssen. Den dabei insgesamt entstehenden Treibhausgasaustoss schätzen Fachleute auf etwa 940 Millionen Tonnen.

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Dabei ist das US-Militär der grösste individuelle Emittent. Mit 56 Millionen Tonnen CO2 verbraucht das Pentagon mehr als die Volkswirtschaften von etwa Dänemark, der Schweiz oder Schweden. Wäre er ein Land stünde der Pentagon bei den Verbräuchen auf Platz 72.

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Nimmt man nicht nur das Militär unmittelbar, sondern auch die zugehörige US-Rüstungsindustrie, robbt sich dieses Konglomerat mit 356 Millionen Tonnen bereits auf Platz 24 der Länderliste vor.

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Weltweit gerechnet stünde die Rüstungsindustrie auf Platz 6 zwischen Japan und Deutschland.

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Die weltweite Rüstung, selbst ohne Kriege, erzeugt 940 Mio Tonnen CO2. Der Autoverkehr in Deutschland erzeugt etwa 163 Millionen Tonnen. Wäre es da nicht sinnvoller, statt ein E-Auto zu kaufen, mit unserem alten Diesel, den mit dem Atomkraft-Nein-danke Logo in der Heckscheibe zur nächsten Abrüstungsdemo zu fahren?