Im Sommer 2014 waren wir das letzte Mal in Nordspanien. Damals brachen wir von Banyoles auf, diesmal fahren wir direkt von Mannheim aus los. Insgesamt wird die Reise etwa drei Wochen von 2022-06-28 bis 2022-07-15 dauern. Wir haben uns vorgenommen, Bilbao anzusehen, danach wollen wir nach Asturien, ein wenig Sightseeing, ein wenig Strandurlaub am Meer. Die Rückreise über Banyoles, wo wir noch ein paar Tage verbringen werden.
Die Anreise
Mit dem Auto sind es von Mannheim etwa 1400 km bis ins Baskenland. Wir nehmen den Weg über das Saarland, Metz, Tours, Bourdeaux und queren die Grenze ins Baskenland bei Irun. Die Fahrt verläuft ohne größere Zwischenfälle, aber dennoch mit einigen längeren Staus. Den ersten Abend übernachten wir im Hotel Le Garden in Chambray lès Tours.
Zestoa
Am nächsten Morgen geht es weiter bis nach Zestoa, wo wir im Balneario de Cestona unterkommen. Zestoa bezeichnet sich selbst als das Karlsbad des Baskenlands und unser Hotel gibt dem recht. Ein alter ehrwürdiger Bau, mit hohen Decken, Stuck usw., der die Frage aufwirft, wie man dieses Gebäude im Winter denn heizen könnte. Die Therapieeinrichtungen sind ungewöhnlich. Drei Schwimmbecken mit jeweils unterschiedliche Temperatur und jede Menge Wassersprudlern. die Verweilzeit ist auf 50 Minuten begrenzt. Zunächst erscheint das etwas kurz, aber am Ende ist es durchaus ausreichend. Und zwei Nächte in Zestoa auch. Deshalb weiter nach Bilbao.
Bilbao
Bilbao hat ja eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt. Mit etwa 360.000 Einwohner*innen unter den zehn größten Städten Spaniens, war es lange Zeit das Zentrum der spanischen Schwerindustrie, mit den entsprechenden Problemen in Bezug auf die Umwelt und damit auch Lebensqualität. Im 19. und 20. Jahrhundert entwickelte sich Bilbao vor allem durch die Eisen- und Stahlindustrie und den Schiffbau zu einem wichtigen Industriezentrum und wurde zu einem der wichtigsten Häfen Europas. Mit dem Niedergang diese Industrien in den Siebzigern und Achtzigern des 20. Jahrhunderts begann auch der Abstieg von Bilbao.
Mit der Gründung von Bilbao Ría 2000 (Gesellschaft für die Stadterneuerung von Bilbao und Umgebung) begann die Umgestaltung der Stadt, die aus dem ehemaligen Industriezentrum ein Anziehungspunkt für Touristen machen sollte. Leuchtturm dieser Strategie war der Bau des Guggenheim Museums, der 1997 fertig gestellt wurde und Bilbao mit einem Schlag zu einem Anziehungspunkt für Touristenströme machte. Industriebrachen wurden saniert, öffentliche Zweckbauten mit Kunst angereichert und eine U-Bahn unter Einbeziehung des Stararchitekten Norman Foster gebaut. diese Strategie war so erfolgreich (und wird bis heute weiter entwickelt), dass andere Städte, wie etwa Valencia dieses Konzept nachmachten und es heute unter dem Namen Bilbao Effekt bekannt ist.
Das Casco Viejo
Wir erschließen uns die Stadt vom Hotel Occidental aus, das wenige U-Bahn Stationen vom Zentrum entfernt liegt. In die nahe Altstadt (Casco Viejo) kann man zu Fuß laufen. Wir schauen sie uns bei einem geführten Stadtspaziergang an, und verbringen dort auch einige Zeit in den zahlreichen Kneipen, in denen man Pintxos und sonstiges verzehren kann.
Das jüngere Bilbao
Auch den Rest der Stadt, der jüngeren Ursprungs ist, erlaufen wir uns in einem Stadtspaziergang. Die wirklich nette Führerin ist sehr stolz auf Bilbao und dessen Entwicklung. Uns fällt auf, dass der öffentliche Raum von Bilbao ungewöhnlich sauber ist. Sie erklärt das damit, dass Bilbao früher das Image einer extrem schmutzigen Stadt gehabt hätte, sowohl bezüglich der Luftverschmutzung, aber auch wegen des Drogenproblems in der Stadt. Nachdem die Stadtverwaltung dies angegangen wäre, seien seine Bürger*innen nun fast obsessiv bezüglich der Sauberkeit der Stadt. Sie findet das auch voll in Ordnung.
Während unseres Rundgangs kommen wir an vielen öffentlichen Gebäuden vorbei, deren Fassaden aufwändig renoviert wurden, mit dem Ziel, wie unsere Führerin erklärt, das moderne Image, das die Stadt durch das Guggenheim-Museum erlangt hat, auch auf andere Gebäude der Stadt auszudehnen.
Es gibt viel zu sehen, so unter anderem den ehemaligen Hauptsitz der Bank von Bilbao, die eine wichtige Rolle bei der Industrialisierung des Landes spielte oder auch La Alhondiga, ein ehemaliges Lagerhaus für Wein, das von Philippe Starck zu einem interessanten Einkaufszentrum umgebaut wurde. Der Stadtrundgang endet, wie könnte es anders sein, am Guggenheim Museum.
Das Guggenheim Museum
Schon seit ewigen Zeiten wollten wir wegen des Guggenheim Museums nach Bilbao. Jetzt ist es soweit und es ist eine Wucht. Nicht nur architektonisch, sondern auch die Ausstellungen sind wirklich sehenswert. Zunächst betrachten wir es von außen, schon da gibt es viel zu sehen, aber wenn man sich dann ins Innere begibt, betritt man wirklich eine moderne Kathedrale und das Gefühl von Erhabenheit, das man dabei hat, ist das gleiche.
Der Monte Artxanda
Ein weiterer kleiner Ausflug führt uns mit einer Zahnradbahn auf den Monte Artxanda. Von dort hat man einen wunderbaren Blick auf Bilbao und kann bis zum Meer hin sehen. Die Anhöhe, die heute ein wunderbarer Park ist, in dem man spazieren gehen und sich ausruhen kann, war während des Bürgerkriegs eine der stark umkämpften Punkte. Davon zeugt heute ein Denkmal, an dem auch heute noch Blumen zum Gedenken nieder gelegt werden
Nach Getxo ans Meer
Bilbao liegt nicht unmittelbar am Meer, aber mit der Metro ist man in wenigen Minuten in Getxo, dessen Villen von der Bedeutung als Erholungsort für die Bourgeoisie von Bilbao zeugen. Wer möchte, kann auch einen kleinen Gang über die berühmte Hängebrücke in Portulagete machen. Wir haben darauf verzichtet.
Llanes
Den letzten Teil unserer Reise verbringen wir im Hotel Rocamar in Llanes. Das Rocamar Ist ein kleines Hotel, direkt am Strand in Poo, einem Ortsteil von Llanes, nicht übermäßig komfortabel, aber es hat eigentlich alles was man braucht. Von unserem Zimmer aus, sieht man auf das Meer hinaus, oder genauer gesagt auf die Mündung eines Flusses, der sich hier in einer großen Bucht ins Meer ergießt, zumindest dann, wenn er Wasser hat. Die Bucht fühlt sich je nach Gezeitenstand mal mit Wasser, oder ist trocken. Unsere neun Übernachtungen kosten etwa 900 Euro für zwei Personen, man kann auf der Terrasse des Hotels zu Mittag und zu Abend essen, eine kleine, nicht übermäßig günstige Speisekarte. Wir verbringen unsere Tage am Strand, und machen kleine Ausflüge ins Land hinein.
Llanes selbst ist eine kleine Stadt mit 13.000 Einwohnern, ursprünglich vom Fischfang, heute wohl eher vom Tourismus lebend. Die Altstadt mit vielen Restaurants und Fußgängerzone lädt zum Flanieren und Verweilen ein.
Ribadesella
Ribadesella liegt etwa 30 km westlich von Llanes. Wir besichtigen dort das imposante Museum, das die Fundstücke der Cueva de Tito Bustillo beherbergt. Die Höhle wurde 1968 entdeckt und wird immer noch erforscht. Sie ist Teil eines größeren Höhlensystems, und wurde bis in das zehnte vorchristliche Jahrtausend von Cro-Magnon-Menschen bewohnt.
Bergbaumuseum
Und ein weiteres Museum besichtigen wir, das MUMI, das dem Bergbau von Asturien gewidmet ist. Wir fahren mit einer Führerin 600 m in die Tiefe. Dort erklärt sie uns, unter welchen Umständen im 19. Jahrhundert Kohle gefördert wurde. Es ist alles sehr wirklichkeitsnah und zeigt, dass Bergbau kein Traumberuf war. wir klettern durch verschiedene Stollen, am Ende geht es eine kurze Treppe von etwa 10 m nach oben, und wir erblicken wieder das Tageslicht. Schade, dass das Museum nicht die Arbeitskämpfe der Bergarbeiter*innen dokumentiert. Dafür sei ein weiteres Museum geplant, sagt man uns auf Nachfrage. Man wird sehen.
Oviedo
Es steht noch ein drittes Museum auf unserer Agenda, das Museo de la Siderurgia. Es widmet sich der Stahlverarbeitung, einem weiteren wichtigen Industriezweig in Asturien. Leider ist es zum Zeitpunkt unseres Besuches geschlossen, weshalb wir eine kurze Stippvisite nach Oviedo machen. Oviedo, die Hauptstadt von Asturien hatten wir überhaupt nicht auf dem Schirm, es stellt sich aber interessanter und wunderschöner Ort heraus, an dem man eigentlich mehr Zeit verbringen sollte.
Zaragoza
Die Tage in Asturien gehen zu Ende, und wir machen uns auf dem Heimweg nach Banyoles. Es sind immerhin 800 km, deswegen legen wir einen Zwischenstopp in Zaragoza ein. Dort waren wir schon mehrere Male, zuletzt 2014, und immer wieder waren wir von der Stadt und seinem Flair begeistert. Wir wohnen diesmal ziemlich im Zentrum im Zenit Don Yo. bei unserem kurzen Gang durch die Altstadt entdecken wir per Zufall das Restaurant La Republicana wieder, in dem wir schon das letzte Mal huevos rotos gegessen haben. Ein wunderbares Dejavu zum Ende der Reise.