Mit dem Flieger zurück nach Baden-Baden. Während ich in der Luft bin, trifft sich Pedro Sánchez mit Quim Torra. Das ist das erste Mal seit langer Zeit, dass der katalanische Länderchef und der spanische Regierungschef miteinander reden. Das Gespräch an sich ist also schon ein Fortschritt, unabhängig vom Inhalt. Später werde ich in der Zeitung lesen, dass beide Seite das Gespräch als fruchtbar bezeichnen. Eher ein Pluspunkt für Sánchez, Torra wird Erklärungsschwierigkeiten gegenüber den Hardlinern unter den Independendistas haben, die auf Konfrontation mit dem spanischen Zentralstaat setzen.
In Deutschland erwartet mich die zur Regierungskrise hochgeschriebene Auseinandersetzung darum, ob man EU-Recht brechen soll, indem man Flüchtlinge an der Grenze zurückweist. Eigentlich ist es ein Kasperletheater, das aber unter Führung der CSU und mit Hilfe aller Medien die Diskussion beherrscht. Wieder einmal zeigt sich, dass die Rechte momentan in diesem Land die Themen setzt, unabhängig von den realen Problemen die hier vorhanden sind.
Ortwin Renn hat sich in seinem Buch Das Risikoparadox darüber ausgelassen, warum Menschen nicht vorhandene Risiken – wie einen Sturm von Asylanten auf die Deutsche Grenze- so dramatisch überschätzen. Und dabei wird auch klar, dass Gegebenheiten, die von Menschen als real wahrgenommen werden, auch zu realen Handlungen führen und damit reale Konsequenzen haben.
So gesehen ist es kein Kasperletheater mehr, bei dem man Seehofer und die CSU mit Kopfschütteln betrachtet, sondern diese Aufführung zieht die öffentliche Meinung nach rechts, unabhängig davon wie irrational das alles sein mag.