Für zwei Tage von Banyoles aus mit dem Bus nach Barcelona. Diesmal will ich mir El Clot erschliessen, ein Barrio von Sant Marti. Ich habe gerade El chico de la bomba gelesen, das zum grossen Teil in El Clot spielt, und in dem viele Orte beschrieben sind, die ich mir näher ansehen möchte. Dann noch den Distrikt 22@, der sich unmittelbar anschliesst. Ich wohne direkt in El Clot an der Meridiana im Hotel Catalonia Atenas, das nebenbei auch für sonstige touristische Aktivitäten gut geeignet scheint, weil nicht allzu teuer (100 Euro die Nacht), mit allem versehen, was man als Tourist so haben möchte und direkt neben der Metrostation El Clot gelegen.
El Clot
Das El Clot der 70iger und 80iger, das José Maria Sanz beschreibt, existiert so nicht mehr, viel hat sich inzwischen verändert. Noch vorhanden ist die Markthalle und auch die Carrer del Clot, inzwischen eine Fussgängerzone, kann man entlangspazieren, ohne dass man den Eindruck hätte, vieles hätte sich verändert.
Auf dem Gelände des ehemaligen Bahnhofs und der Werkstätten befindet sich heute der Park von El Clot. Wenn man hindurchschlendert, trifft man immer wieder auf Reste der alten Gebäude, die man stehen gelassen hat, harte Plätze dazwischen, dann wieder Grün und Wasser, eine durchaus interessante Mischung, die es sich lohnt anzuschauen, wenn man der üblichen touristischen Orte ein wenig überdrüssig ist.
Früher arbeitete El Clot bei Hispano Olivetti, der Fabrik, die in den 40iger Jahren auf dem heutigen Gelände des Einkaufzentrum Les Glories entstand und in den Hochzeiten 6.000 Arbeiter beschäftigte. Heute kann man davon leider nichts mehr sehen, der ganze Platz wird ja seit Jahren umgebaut und nach Vollendung eines der neuen Zentren von Barcelona sein.
Distrito 22@
Mit dem Einkaufszentrum ist auch schon der Übergang zum Distrito 22@ geschafft, den ich am nächsten Tag durchkämme.
Mal kurz die Gran Via überquert, und schon befindet man sich im 21. Jahrhundert. Hier, im Distrito 22@ entsteht seitdem Jahr 2000 auf dem Gelände der Industriezone im Poble Nou ein völlig neuer Stadtteil, in dem vornehmlich fünf Wirtschaftszweige, Medien, Informatik, Design, Energie, Medizintechnik angesiedelt werden sollen. Das ganze soll durchmischt werden mit Wohngebieten, Freizeiteinrichtungen und Einrichtungen für Senioren. Wenn das alles so klappt, wie man es sich vorstellt, wird in 20 Jahren hier das neue Barcelona sein, bis hinunter zur Diagonal del Mar. Die Ramblas und alles, was sich heute Touristen so ansehen, wird dann eher Museumscharakter haben.
Auch hier wieder die Mixtur von Altem und Neuem, wie zum Beispiel in der Universität Pompeu Fabra, die ebenfalls hier angesiedelt ist. Noch ist das Ganze im Fluss, ist etwas ins Stocken geraten durch die Wirtschaftskrise, man läuft teilweise nur durch Baustellen, die Mehrzahl der Menschen hier tragen noch Helme und Arbeitsklamotten.
Die Strassen im Distrito 22@ sind angelegt wie im Eixample unter dem Plan Cerda, immer Quadrate von 100m Seitenlänge umschliessend, deren Ecken abgeschrägt sind und Platz für Bars und Restaurants bieten. Und davon gibt es beeindruckend viele. Ein ehrgeiziges Projekt, zu dem man unterschiedliche Ansichten haben kann, das aber die Dynamik und die Energie von Barcelona geradezu symbolisiert. Eine Präsentation der Stadtverwaltung und ein Dossier verdeutlichen dies.
Insgesamt zwei Tage, die mir zeigen, was in Barcelona noch alles zu entdecken ist.